Eine schützende und sogar heilende Wirkung wird dem Kraut bereits seit der Antike nachgesagt. Vor mehr als 2.000 Jahren wurde es zur Behandlung von Brandverletzungen eingesetzt. Die stimmungsaufhellende Wirkung, die der Mensch bis heute an dem Johanniskraut aus der Erfahrung schätzt, wurde bereits im Mittelalter entdeckt. Damals beruhte die Entdeckung auf Erfahrungen – heute sind die zahlreichen Wirkungen durch diverse Studien belegt. So soll echtes Johanniskraut nicht nur stimmungsaufhellend wirken, sondern auch bei akuten Schmerzen, bei Verdauungsstörungen und sogar bei degenerativen Erkrankungen wirksam sein.
Der bevorzugte Anwendungsbereich ist allerdings die Behandlung von Unruhezuständen, Depressionen und Angstzuständen. Zurückzuführen ist diese Wirkungsweise darauf, dass die Pflanze den Stoffwechsel des Gehirns reguliert, indem es die Konzentration von Neurotransmittern steigert.
Neurotransmitter sind Botenstoffe im Gehirn, die Informationen und Reize zwischen den Nervenzellen transportieren und übertragen. Die gesteigerte Konzentration der Neurotransmitter führt daher zu einer schnelleren Reiz- und Informationsübertragung. Dadurch kann sich das Stresshormon Cortisol normalisieren, was langfristig zu mehr Entspannung und innerer Ausgeglichenheit führen kann. Geschätzt wird die Hypericum perforatum vor allem, da es anders als herkömmliche Antidepressiva nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursache des Problems angeht. Zurückzuführen ist diese Wirkung auf diese Wirkstoffe: Hypericin, Hyperforin und Adhyperforin, Flavonoide und Bioflavonoide sowie Sesquiterpen Spathulenol. Hypericin ist nicht nur jener Farbstoff, der zu der blutroten Färbung beim Zerreiben der Blätter, Blüten und Knospen beiträgt. Er ist auch ein Arzneistoff, der vorwiegend als Antidepressivum verwendet wird. Hyperforin gilt ebenfalls als Antidepressivum. Als sogenannter Wiederaufnahmehemmer von Serotonin, Dopamin, GABA, Noradrenalin und Glutaminsäuren sorgt er für die Wiederaufnahme dieser Neurotransmitter aus dem sogenannten synaptischen Spalt. Kombiniert hemmen Hypericin und Hyperforin die Wiederaufnahme von Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Letzteres ist auch als Stresshormon bekannt. Die Wirkung dieser beiden Stoffe wird gemeinhin als sanfter und zugleich nachhaltiger, als die der chemischen Antidepressiva, beschrieben. Johanniskraut kann auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Besonders bekannt ist das Verursachen einer erhöhten Lichtempfindlichkeit. Weiterhin kann Johanniskraut Nebenwirkungen im Zusammenspiel mit anderen Medikamenten auslösen. Das gilt vor allem bei Arzneimitteln, deren Wirkstoffe über die Leber abgebaut werden. Die Verantwortung dafür trägt auch Cytochrom P450 3A4. Wird die Johanniskraut Dosierung zu hoch angesetzt, ist das Enzym besonders aktiv und kann so die Wirksamkeit anderer Medikamente aufheben. So soll Johanniskraut auch die Pille unwirksam machen können. Ob das tatsächlich der Fall ist, wurde bislang nicht eindeutig bestätigt. Dennoch wird in der Packungsbeilage vieler Anti-Baby-Pillen von der gleichzeitigen Einnahme des Krauts gewarnt.